Buchtipp des Monats - September 23

Das Buch für einen heißen Sommer. Ein literarisches Sommermärchen.

Der Markisenmann

Roman von Jan Weiler. - Vollständige Taschenbuchausgabe - München : Heyne, 2023. - 333 Seiten

Kim, fast 16, wächst mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dem jüngeren Halbbruder Geoffrey in allerbesten Kölner Verhältnissen auf. Über ihren leiblichen Vater weiß sie nichts, er wird in der Familie totgeschwiegen. In ihren Träumen ist er allerdings ein Held, elegant und charismatisch.

Umso schockierender ist dann die erste Begegnung (Kim bringt ihrem Bruder – absichtlich? - böse Brandwunden bei und wird von der entsetzten Mutter kurzerhand über den Sommer zum Vater abgeschoben): Statt auf einen strahlenden Helden trifft sie auf den unscheinbaren Ronald Papen, der sein Geld mehr schlecht als recht mit dem Verkauf ehemaliger DDR-Markisen verdient. Er lebt in einer alten Lagerhalle auf einer Industriebrache im Ruhrgebiet. Nach dem ersten Schock hilft Kim ihrem bisher recht erfolglosen Vater. Bald bilden die beiden ein eingespieltes Team, die Abschlüsse häufen sich und Kims Blick auf Papen wird weicher. Mit Alik vom Schrottplatz genießt sie den Sommer und eine erste Freundschaft bahnt sich an, auch bei Papens Freunden von „Rosi‘s Pilstreff“ ist sie gern gesehen. Das Vater-Tochter-Gespann wächst näher zusammen. Sie erkennt, dass er "ein Geschenk an die Menschheit" ist, bis er seine Lebensschuld offenbart.

Aus der Distanz von 17 Jahren erzählt Kim diesen bemerkenswerten Sommer, der in ihrem Leben wichtige Weichen stellte. Mag am Anfang noch eine geschmackvolle Leichtigkeit vorherrschen, so merkt man spätestens ab der Mitte des kraftvollen Romans, welche Tiefen er zu bieten hat, wenn es um Schuld und Sühne, Liebe und das Erwachsenwerden geht.

Ein Buch über die anstrengende Jugend und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, die Wendezeit und die Altlasten der Vergangenheit, über Schuld und Verantwortung, über Musik von den Puhdys bis zu den BRAVO HITS und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden.

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