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Buchtipp des Monats - Oktober 23

Ein Buch wie ein Paukenschlag.

Blaue Frau
Blaue Frau

Blaue Frau

 

Roman von Antje Rávik Strubel. - Frankfurt am Main : Fischer Taschenbuch, 2023. - 428 Seiten

 

Adina wächst in einem Bergdorf in Tschechien auf. Nach dem Abitur jobbt sie in verschiedenen Hotels, Kneipen und Tourismuseinrichtungen. Sie spart ihr Geld für einen Sprachkurs und ein anschließendes Studium in Berlin. Taff und selbstbewusst macht sie sich auf den Weg, diszipliniert verfolgt sie ihr Ziel und schließt Freundschaften.

Als ihr Geld zur Neige geht vermittelt eine Freundin ihr ein Praktikum in der Uckermark. Dort wird ein altes Landgut saniert und als zukünftiges Kulturzentrum neu aufgebaut. Adina soll als Übersetzerin für ostdeutsche Gäste arbeiten, die Büroarbeit erledigen und sich um Förderanträge kümmern. Die Bezahlung ist zwar nicht so gut, aber der Investor ist ganz okay und sie kommt mit den Angestellten und Bauarbeitern gut zurecht. Doch als ein einflussreicher Politiker, von dessen Beurteilung die Gewährung von weiteren Geldern abhängt, zudringlich wird, schauen alle weg. Nach der Vergewaltigung flüchtet Adina Hals über Kopf nach Helsinki und macht sich so gut wie möglich unsichtbar. Bei ihrem Job an der Bar eines Hotels lernt sie den estnischen Politikwissenschaftler und EU-Abgeordneten  Leonides kennen und er verliebt sich sie. Seine Bildung, sein Engagement und seine Zerstreutheit gefallen ihr und sie hat einen Partner auf Augenhöhe gefunden. Auf einem Empfang, bei dem eine Ehrung für Völkerverständigung verliehen werden soll, trifft sie auf ihren Peiniger. Er soll die Ehrung erhalten. Adina versucht alles, damit die Vergewaltigung an die Öffentlichkeit kommt und der Staatsakt nicht stattfindet.

 

Das Buch streift viele Bereiche und macht betroffen. Nach-Wende-Geschäfte in Ostdeutschland, Fördermittelvergabe in der EU, Zwangsprostitution und Leiharbeit aus den Ostblockländern und nicht zuletzt die METOO Problematik kommen zur Sprache. Dazu eine starke Frau, die sich aber nicht gegen Unterdrückung von vielen Seiten durchsetzen kann. Und eine Politik, die einfach zuschaut und nur in eigenem Interesse handelt.

 

Keine leichte Lektüre, aber ein wichtiges Buch, das zurecht mit dem deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet wurde.

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